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Zur Frage der Ethnizität und Identität der Montenegriner in Geschichte und Gegenwart


Seiten 146 - 165

DOI https://doi.org/10.13173/zeitbalk.42.1-2.0146




Göttingen

102 Was mit diesem Begriff gemeint ist, bedarf einer näheren Erläuterung. In erster Linie soll es in diesem Aufsatz um die große Bevölkerungsmehrheit des Landes, nämlich die südslawischorthodoxe, gehen. Es handelt sich also um keinen staatsbürgerlichen Begriff, der die Bevölkerung der Republik Montenegro insgesamt bezeichnet. Von einer „Staatsbürgernation‟ im westeuropäischen Sinne ist Montenegro, wie die nachfolgenden Ausführungen verdeutlichen, noch weit entfernt.

1 Die heutige Republik Montenegro zählt ca. 648.000 Einwohner, während die Einwohnerzahl Frankfurts bei 650.055 liegt. Zu ersterem vgl. Peter Bartl: „Montenegro‟. In: Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Für das Südost-Institut München herausgegeben von Edgar Hösch, Karl Nehring und Holm Sundhaussen. Wien, Köln u.a. 2004, S. 462. Zu letzterem die üblichen statistischen Nachschlagewerke.

2 Bekanntlich einigten sich die politischen Führungen Serbiens und Montenegros am 14.3.2002 unter Vermittlung der Europäischen Union auf eine Neugründung des Bundesstaates. Montenegro verpflichtete sich, frühestens nach einem dreijährigen Moratorium ein Referendum über den künftigen Status der Republik (Unabhängigkeit oder Verbleib im Bundesstaat) zu veranstalten; vgl. Florian Bieber: „Montenegrin politics since the disintegration of Yugoslavia‟. In: Montenegro in Transition. Problems of Identity and Statehood. Hg. Florian Bieber. Baden-Baden 2003, S. 37. Am 4. Februar 2003 trat eine auf Druck der internationalen Gemeinschaft ausgearbeitete gemeinsame Verfassung für die beiden föderalen Gliedstaaten in Kraft. Zur besonderen Problematik dieser serbisch-montenegrinischen „Zwangsehe‟, die aufgrund der schwachen Kompetenzen des Bundes gegenüber den beiden Partnern auch in Serbien eher als eine „Fiktion‟ gesehen wird, vgl. Dušan Reljić: „Reformstau in Serbien‟. In: Südosteuropa 52 (2003), H. 1–3, S. 41–44; ferner: Jens Reuter: „Der jüngste jugoslawische Nachfolgestaat: Serbien und Montenegro‟. In: Südosteuropa 51 (2002), H. 1–3, S. 114–121.

3 Dem Verfasser ist klar, das bei Erscheinen dieses Artikels eine solche Sezession möglicherweise bereits vollzogen sein kann. Die Aufkündigung der staatlichen Union ist nach Art. 59 der Verfassung von 2003 möglich, und zwar per Volksabstimmung nach drei Jahren, wie 2002 vereinbart; vgl. „Constitutional Charter of the State Union of Serbia and Montenegro‟. In: Südosteuropa-Mitteilungen 43 (2003), H. 3, S. 86.

4 Einen guten Überblick über die jüngste diesbezügliche Entwicklung gibt Bieber, S. 11–42.

5 Näheres unten, S. 154ff.; vgl. auch den Versuch eines Mediziners, den kollektiven „Charakter‟ der Montenegriner mit psychoanalytischen Methoden unter Einbeziehung volkskundlicher, sozial- und ethnopsychologischer Forschungsergebnisse zu beschreiben: Todor Baković: Depresivni optimizam Crnogoraca. Zagreb 1985.

6 Was Russland betrifft, vgl. L. N. Vdovina: „čto est’ ‚my’?‟ (Russkoe nacional'noe samosoznanie v kontekste istorii ot Srednevekov'ja k Novomu vremeni). In: Vestnik Moskovskogo Univerziteta. Serija 8: Istorija (1993), No. 5, S. 6–12; A. G. Kuzmin: „Itogi russkogo nacional'nogo charaktera‟. Ibid., S. 13–22. Für Bulgarien: Marko Semov: Bălgarska narodopsichologija. Razmisli vărchu tova, kakvi sme bili i kakvi sme dnes. T. 1. Sofija 1999. Für Serbien: Jovan Marić: Kakvi smo Srbi? Prilozi za karakterologiju Srba. Beograd 1998; Bojan Jovanović: Karakterologija Srba. Beograd 1992. Bezüglich der Situation der Serben im heutigen Ungarn: Bojana Simić: „Da se zna ko smo‟. In: Etnografija Srba u Mađarskoj 4 (2003), S. 107–116. Für Slowenien: Anton Trstenjak: Misli o slovenskem človeku. Ljubljana 1991. Für Kroatien vgl. z.B. den Sammelband: Etničnost, nacija, identitet. Hrvatska i Europa. Prired. R. čičak-Chand, J. Kumpes. Zagreb 1998; Antun Bauer: Tko su i odakle Hrvati. Revizija etnogeneze. 2. nepromijenjeno izdanje. Zagreb 1994; ferner dazu die hitzige Diskussion, die im Zagreber Tageblatt „Vjesnik‟ 1993 über den „iranischen‟, „englischen‟ oder „litauischen‟ Ursprung der Kroaten geführt wurde und die Suche nach ethnischer bzw. nationaler Selbstvergewisserung illustriert: Alemko Gluhak: „Englesko i litavsko porijeklo Hrvata. Reagiranja‟. In: Vjesnik, 5. listopada 1993, S. 28 (Antwort auf: „Oštri rafali po ‚iranskoj teoriji’‟, Reagiranja. Ibid., 30. rujna 1993g.); Dunja Brozović-Rončević: „Jesu li Hrvati Iranci? Etnogenetski fantasti (4)‟. Ibid., 24. listopada 1993g., S. 45. Für Bosnien (muslimischer Teil): M. Spahić: Da mi smo Muslimani? 1+2., 3. izd. Sarajevo 1996; V. Kržišnik Bukić: Bosanski identitet između prošlosti i budućnosti. Sarajevo 1997.

7 Der marxistische Historiker J. R. Bojović hielt am 26. Februar 1988 vor diesem Parteigremium einen Vortrag, in dem er es für unbestritten erklärte, dass Montenegro die Eigenschaft eines Staates und einer selbständigen Nation besitze – allerdings innerhalb der jugoslawischen Föderation. Da die „nationale Frage‟ in Jugoslawien jedoch gelöst sei und keines der Völker und Minderheiten Jugoslawiens hinter dem Nationalismus stehe, handele es sich bei den verschiedenen „Nationalismen und Separatismen‟, die in Montenegro seit den 60er Jahren aufgetaucht seien, schlechterdings um ein „Verbrechen gegenüber dem eigenen Volk‟. Die Behauptung des autochthonen Ursprungs der Montenegriner und der eigenständigen, von Serbien und den Serben völlig unabhängig entwickelten „tausendjährigen Staatlichkeit‟ habe die historische Wissenschaft nicht erhärten können. Auch hinter dem „großserbischen Nationalismus‟, der die „montenegrinische Nation‟ und „montenegrinische Individualität‟ negiere, stehe nicht das serbische Volk, sondern nur „Einzelne und Gruppen‟, vgl. Jovan R. Bojović: „O savremenim nacionalizmima u Crnoj Gori‟. In: Istorijski zapisi LXI, 1988/1–2, S. 153–162.

8 Die Auseinandersetzungen um die ethnische bzw. nationale Identität der Montenegriner bleiben natürlich auch den ausländischen Südosteuropa-Spezialisten nicht verborgen. Vgl. Peter Bartl: „Montenegriner‟. In: Lexikon zur Geschichte Südosteuropas, S. 460.

9 Nach wie vor zu einer Doktrin geronnen ist das Montenegriner-Bild beim Großteil der serbischen intellektuellen Elite, die Historiker eingeschlossen, wo die unverbrüchliche ethnische und nationale Einheit von Serben und Montenegrinern (Montenegriner = Serben) undifferenziert als selbst heute nicht weiter zu hinterfragende „objektive‟ Tatsache festgeschrieben wird. Vgl. hier jüngst Svetozar Đonović: Crnogorci – srpsko pleme. Beograd 1999 sowie Batrić Jovanović: Rasrbljivanje Crnogoraca. Staljinov i Titov zločin. Beograd 2003. Vgl. auch die groß angelegte Internetpräsentation serbischer Historiker und Publizisten Srpska Zemlja Crna Gora. Istorija Crne Gore kakva jest, zu finden im Internet unter http://www.njegos.org. Eine sehr aggressive Doktrin fand sich kroatischerseits in „wissenschaftlichen‟ Darstellungen vor und im Zweiten Weltkrieg, dann, neu kolportiert durch die jüngsten Kriege im Zuge des Zerfalls des 2. jugoslawischen Staates, besonders in der ersten Hälfte der neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts. Vgl. Savo Marković štedimlija: Osnovi Crnogorskog nationalizma. Zagreb 1937, worin der Autor versuchte, eine kroatische Identität der Montenegriner historisch zu begründen. Das Buch desselben Autors Crvena Hrvatska (Zagreb 1937) mit gleicher Aussage und Anspruch wurde, bezeichnend für das neue politische Regime in Kroatien, noch 1991 in Split als Nachdruck erneut veröffentlicht; ähnlich auch Sekula Drljević: Balkanski sukobi: 1905–1941. Zagreb 1990 (Repr. der Ausg. von 1944). Zur ethnischen Gleichsetzung von Montenegrinern und Kroaten in der kroatischen wissenschaftlichen Literatur und Publizistik s.a. Milovan Ivanović: O hrišćanskoj crkvi u Crnoj Gori (od IV-XX vijeka). Podgorica 2001, S. 82, der allerdings leider keine genauen Belege anführt.

10 Vgl. Holm Sundhaussen: „Nation und Nationalstaat auf dem Balkan. Konzepte und Konsequenzen im 19. und 20. Jahrhundert‟. In: Der Balkan. Eine europäische Krisenregion in Geschichte und Gegenwart, hrsg. von Jürgen Elvert. Stuttgart 1997 (HMRG-Beihefte; 16), besonders S. 79–84. Hier auch Bezüge auf die einschlägige Literatur.

11 Erinnert sei an die vehementen Forderungen montenegrinischer Intellektueller im gesamtjugoslawischen Krisenjahr 1967 nach Formulierung und Festsetzung eines eigenen montenegrinischen Sprachstandards; dazu Holm Sundhausen: Geschichte Jugoslawiens 1918–1980. Stuttgart, Berlin u.a. 1982, S. 192.

12 Hans-Michael Miedlig: „Einheit in Gespaltenheit? Zum Selbstverständnis der Montenegriner in der Krise‟. In: Südosteuropa-Mitteilungen 45 (2005), H. 6, S. 50–53.

13 Vgl. ibid., S. 51.

14 Als nur ein Beispiel sei das Sendschreiben der montenegrinischen Stammesoberhäupter an den venezianischen Senat aus dem Jahr 1792 erwähnt, in dem u.a. „ruhmreicher serbischer Heroismus und Sprache‟ als Kennzeichen der Montenegriner hervorgehoben werden; vgl. Serb Land of Montenegro. History of Montenegro as it is, hier: Montenegrin Chieftains, Serb Patriots, http://www.njegos.org/clans/chiefs.htm.

15 Vgl. Miedlig, S. 53.

16 „Zeta‟ bzw. „Duklja‟, ein Gebiet, das allgemein als Keimzelle des heutigen Montenegro gilt, tritt in den Quellen auch als Dioclea/Deoclea in Erscheinung. Es lag etwa zwischen den Küstenorten Kotor, Budva, Bar und Ulcinj (Westgrenze), ferner Shkodra und Drisht im Südosten und dem Fluss Zeta im Osten, vgl. Ludwig Steindorff: Geschichte Kroatiens. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Regensburg 2001, S. 45 (Karte); s. dazu die Angaben bei Konstantin VII. Porphyrogenetos in dessen Werk De Administrando Imperio, vgl. Milisav Glomazić: Etničko i nacionalno biće Crnogoraca. Beograd 1988, S. 21.

17 Ivanović, S. 98, 100.

18 Vgl. Miedlig, S. 54 unter Verweis auf žarko ščepanović: Kratka istorija Crne Gore. Podgorica 2002, S. 47. Hier handelt es sich im Übrigen um eine der seltenen zeitgenössischen montenegrinischen Darstellungen zur Geschichte Montenegros, die nicht versuchen, ein eigenständiges montenegrinisches Ethnos in der nachträglichen und rückverlängernden (unzulässigen!) Ethnisierung des mittelalterlichen Zeta-Staates zu konstruieren! Zu Letzterem ščepanović, S. 51.

19 Ivanović, S. 100.

20 Vgl. Dragoje živković: Istorija Crnogorskog Naroda (od starijeg kamenog doba do kraja srednjeg vijeka), T. I. Cetinje 1989, S. 146.

21 Petar Đ. Stojanović: „Neki problemi položaja i uloge crkve i crkvene organizacije u Crnoj Gori (Osvrti na stanje u XVIII, XIX i na početku XX vijeka)‟. In: Istorijski zapisi XXVI, knj. XXX (1973), Sv. 3–4, S. 292, 299, 300, 310.

22 Serb Land of Montenegro. History of Montenegro as it is, hier: Montenegrin Chieftains. Serb Patriots, http://www.njegos.org/clans/chiefs.htm.

23 Dazu: Serb Land of Montenegro, hier: „Petrovic Njegos Dynasty 1697–1918. Serb Patriots‟, http://www.njegos.org/petrovics/petrovics.htm; Ljubomir Durković-Jakšić: Crnogorska crkva nije bila autokefalna. Beograd 1991; Novak Adžić: Crnogorska crkva bila je autokefalna. Crna Gora u doba Balšića. Kratka istorija crnogorske pravoslavne crkve. Cetinje 2000 u.a.; ferner hier Miedlig, S. 53.

24 Vgl. Đoko D. Pejović: Crna Gora u doba Petra I i Petra II. Beograd 1981, S. 125; Stojanović, S. 294, 295; Dimitrije Kalezić: „Die Serbische Orthodoxe Kirche in Geschichte und Gegenwart‟. In: Religion und Gesellschaft in Südosteuropa. Hrsg. von Hans-Dieter Döpmann. München 1997 (=Südosteuropa-Jahrbuch; 28), S. 224–226.

25 Vgl. Vladimir D. Jovićević: Crna Gora – Kapija Vravoslavlja. Vrilog crnogorskom pitanju. Podgorica 1994, S. 30–33.

26 Ivanović, S. 201, 202.

27 Der Zuständigkeitsbereich der Diözese wurde bezeichnenderweise mit dem Etikett „Zahumjsko-raška‟ umschrieben; vgl. šerbo Rastoder: A short review of the History of Montenegro‟. In: Montenegro in Transition, S. 124.

28 Dazu Anm. 87, 2. Zitat.

29 Der oben zitierte V. D. Jovićević sieht die montenegrinische Metropolie in der Zeit zwischen 1766 und 1920 lediglich als „autonom‟, nicht als autokephal an, da auch die Autokephalie-Bestimmung in der Verfassung von 1905 nur aus reiner eigener Machtvollkommenheit und nationalem Vormachtstreben Fürst Nikolas ohne kirchenrechtliche Grundlage erlassen worden sei; vgl. Jovićević, S. 36, 37.

30 Vgl. Miedlig, S. 54, 55.

31 Hier ist das montenegrinische PEN-Zentrum, Hochburg der nationalistischen montenegrinischen Elite, besonders hervorzuheben. So fungierte Danilo Radojević, Mitglied des Zentrums sowie auch der „Gesellschaft unabhängiger montenegrinischer Schriftsteller‟, als Vorsitzender des „Ausschusses der montenegrinischen Kirche‟, vgl. „Napad na Dubrovnik najveća ja crnogorska sramota‟. In: Nedjeljna Dalmacija, 16. prosinca 1994., S. 40–41.

32 Miedlig, S. 54.

33 Näheres dazu ibid.

34 Dazu Wolf Oschlies: „Montenegro: ‚Modell balkanischen Lebens’? Zur jüngsten Eskalation des Konflikts Belgrad – Podgorica‟. In: Berichte des Bundesinstituts für ostwissenschaftliche und internationale Studien, Nr. 18/2000, S. 24.

35 Vgl. besonders špiro Kulišić: O etnogenezi Crnogoraca. Titograd 1980; Savo Brković: O postanku i razvoju Crnogorske nacije. Titograd 1974; Vojislav P. Nikčević: „O nekim pitanjima etnogeneze Crnogoraca‟. In: Praksa XVIII (1981), 4, S. 91–100.

36 Vgl. Dimitrije Vujović: Prilozi izučavanju crnogorskog nacionalnog pitanja. Nikšić 1987; Branislav Đurđev: „O postanku crnogorskog naroda (Povodom knjige špira Kulišića O etnogenezi Crnogoraca, izd. Pobjeda, Titograd 1980, 100 strana)‟. In: Istorijski zapisi XXXIII (LIII), 1980/2, S. 111–123; ders.: „Ponovo o postanku crnogorskog naroda (Poslije rasprave o etnogenezi Crnogoraca)‟. In: ibid., XXXIV (LIV), 1981/1, S. 137–158; Nikola Vukčević: Etničko porijeklo Crnogoraca. Beograd 1981; Milisav Glomazić (vgl. oben Anm. 16).

37 Vgl. etwa Glomazić, S. 153, 196.

38 Kulišić, S. 93ff.

39 Ibid., S. 20. Zur schwierigen quasi- oder pseudoethnischen Terminologie der byzantinischen Quellen vgl. die sorgfältige Analyse von željko Brankov Musović: Prilozi proučavanju porijekla i istorije Crnogoraca. Nikšić 1996, S. 70–97.

40 Kulišić, S. 94.

41 Vgl. Karl Kaser: Südosteuropäische Geschichte und Geschichtswissenschaft. Eine Einführung. Wien, Köln 1990, S. 57, 58.

42 Musović, S. 95.

43 Dimitrije Vujović: „O etnogenezi Crnogoraca i marksističkom opredjeljenju nacije‟. In: Ders.: Prilozi izučavanju crnogorskog nacionalnog pitanja, S. 165–182 [Neudruck einer Rede des Autors am Marxistischen Zentrum des ZK des Bundes der Kommunisten Montenegros vom 19. Juni 1981].

44 Vgl. Đurđev, O postanku crnogorskog naroda, S. 111ff.; ders.: Ponovo o postanku crnogorskog naroda, S. 151, 152.

45 Etwa Glomazić, S. 198ff.

46 Vgl. ibid., S. 31–76 bzw. S. 20–30; Vukčević, S. 44ff. bzw. 13–28.

47 Vgl. Radoslav Rotković: O dakle su došli preci Crnogoraca. Onomastička istraživanja. Podgorica 2000.

48 In diesem Sinne ders.: Najstarija crnogorska država: Kraljevina Vojislavljevića XI-XII vijeka. Izvori i legende. Podgorica 1999.

49 živković, S. 93; ščepanović, Kratka istorija Crne Gore, S. 25.

50 Vgl. hier exemplarisch Musović, bes. S. 97, der anstelle von „Serben‟ oder anderen Ethnien nur von verschiedenen slawischen Stämmen reden möchte. Auch bereits Branislav Đurđev ließ die Frage der ethnischen Zuordnung der Bevölkerung der alten Duklja in seiner Diskussion mit špiro Kulišić unter Verweis auf die uneindeutigen Angaben des Konstantin VII. Porphyrogenetos bewusst offen, vgl. Đurđev, Ponovo o postanku crnogorskog naroda, S. 137, 138.

51 Vgl. etwa Petar Vlahović: „Srpsko poreklo Crnogoraca‟. In: Srpsko pitanje na Balkanu. Beograd 1995, S. 157–168; Vujadin Rudić: „Etnička struktura stanovništva Crne Gore posle drugog svetskog rata‟. In: Etnički sastav stanovništva Srbije i Crne Gore i Srbi u SFR Jugoslaviji. Urednik: Milena Spasovski. Beograd 1993 (=Edicija etnički prostor Srba. Knjiga 1), S. 209–232; s. im Übrigen auch Jovićević, S. 20–28.

52 Jovan Cvijić: Balkansko poluostrvo. Beograd 1987 (=Jovan Cvijić: Sabrana dela. Knjiga 2), S. 142.

53 Zitate nach M. Pešikan: Zetsko-humsko-raška imena na početku turskog doba. Drugi deo. Beograd 1982 (=Onomatološki prilozi III), S. 108. Diese Gebirgsgebiete (nord-)östlich und südlich der Zeta wurden bis weit ins 19. Jahrhundert hinein, d.h. bis zur endgültigen Staatswerdung, nicht zum montenegrinischen Kernland gezählt. Daher lautete bis dahin die amtliche Bezeichnung: „Montenegro und Berge‟ (Crna Gora i Brda). Dazu Rastoder, S. 118, 121. Durch den starken vlachischen Einfluss bildete sich hier selbstverständlich eine andere soziokulturelle Orientierung als in der Zeta heraus.

54 Vgl. Miedlig, S. 56.

55 Ibid.

56 šerbo Rastoder setzt die Entstehung der montenegrinischen Stämme ans Ende des 15. und in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts; vgl. Rastoder, S. 113. K. Kaser sieht „die Herausbildung der Stammesorganisation gegen Ende des 15. Jhs. mehr oder weniger‟ als „abgeschlossen‟ an; vgl. Karl Kaser: „Demographie in der Krise: Montenegrinische Familienstrukturen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts‟. In: Zeitschrift für Balkanologie 32 (1996), H. 1, S. 35. Ihre endgültige Ausbildung hält derselbe Autor an anderer Stelle aber erst am Ende des 17. bzw. zu Anfang des 18. Jahrhunderts für gegeben, vgl. ders: „Das Problem des Entstehens der Stammesgesellschaften, Verwandtschafts- und Geschlechterverbände in den Hochgebirgsregionen des westlichen Südosteuropa‟. In: Münchner Zeitschrift für Balkankunde 7/8 (1991), S. 157.

57 Kaser, Das Problem des Entstehens der Stammesgesellschaften, S. 156.

58 Zur Neubildung kollektiver Identitäten durch Einwirkung von Einwanderergruppen vgl. Olga Katsardi-Hering: „Migrationen von Bevölkerungsgruppen in Südosteuropa vom 15. Jahrhundert bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts‟. In: Südost-Forschungen 59/60 (2000/2001), S. 146, 147, unter Verweis auf die Forschungen Lina Ventouras.

59 Zur entsprechenden volkskulturellen Orientierung der Kosovo-Serben vgl. Dušan Nedeljković: „Bitne karakteristike narodnog stvaralaštva Kosova i Metohije‟. In: Rad XIV kongresa Saveza Folklorista Jugoslavije u Prizrenu 1967. Beograd 1974, S. 26.

60 Jovan Vukmanović: „Etnički procesi i karakteristične osobine plemensko-patriarhalnog društva u staroj Crnoj Gori‟. In: Etnološki pregled 22 (1986), 7–12, S. 10, 11.

61 Schwarze Seide sollte, dem Willen des Fürstbischofs zufolge, die Trauer um die verlorene Kosovo-Schlacht, „der rote Stoff das vergossene Blut, ein gerahmtes Eckchen mit dem Wappen der Nemanjiden und fünf goldenen Fäden Montenegro und seinen fünfhundertjährigen Abwehrkampf gegen die Türken symbolisieren […]‟; vgl. Tanja Popović: Die Mythologisierung des Alltags. Kollektive Erinnerungen, Geschichtsbilder und Vergangenheitskultur in Serbien und Montenegro seit Mitte der 1980er Jahre. Zürich 2003 (=Basler Studien zur Kulturgeschichte Osteuropas; 5), S. 94.

62 Vgl. Rastoder, S. 119.

63 Zu diesen Zusammenhängen auch Miedlig, S. 56, 57.

64 Gabriella Schubert: „Heldentum auf dem Balkan – Mythos und Wirklichkeit‟. In: Zeitschrift für Balkanologie 29 (1993), H. 1, S. 23 (hier das Zitat); 28.

65 Nachfolgend soll hiervon noch ausführlicher die Rede sein.

66 D.h. durchaus „griechisch-orthodox‟ im Sinne einer allgemeinen ostkirchlichen Zuordnung, vgl. oben S. 151, mit Anm. 22.

67 Vgl. Srđa Pavlović: „Who are Montenegrins? Statehood, identity and civic society‟. In: Montenegro in Transition, S. 96.

68 Mit gebotener Vorsicht und der Bereitschaft zur kritischen Einschätzung vgl. hierzu die dennoch interessanten Ausführungen von Dimitrije Vujović: O etnogenezi Crnogoraca i marksističkom opredjeljenju nacije, besonders S. 172–182.

69 Hierzu prägnant und illustrativ Mirko Barjaktarović: „On some Ethnical Characteristics of Montenegrians‟. In: Ethnologia Slavica III (1971), S. 147–150.

70 Dazu nach wie vor grundlegend: Sreten V. Vukosavljević: Organizacija dinarskih plemena. Beograd 1957 (= SANU. Posebna izdanja, knjiga CCLXX. Etnografski Institut, knjiga 7).

71 Kaser, Demographie in der Krise, S. 36.

72 Ibid., S. 38, 39.

73 Der berühmte Slawist und Ethnograph G. Gesemann spricht in Anlehnung an den unten zitierten montenegrinischen Clanführer Marko Miljanov von „heroischer Armut‟, vgl. Gerhard Gesemann: Heroische Lebensform. Zur Literatur und Wesenskunde der balkanischen Patriarchalität. Berlin 1943, S. 92, 93.

74 Vgl. auch Miedlig, S. 57.

75 Gesemann, S. 182, 194, 199, 201, 205.

76 Ibid., S. 106,107.

77 Vgl. Schubert, S. 21.

78 Gesemann, S. 84.

79 Vgl. die von dem montenegrinischen „Vojvoden‟ (Clanführer) Marko Miljanov 1901 in Buchform veröffentlichten charakteristischen „Beispiele‟ für die täglich beachtete patriarchalisch-agonale Ethik in der Lebensweise der montenegrinischen Stämme: Marko Miljanov: Primjeri čojstva i junaštva [Repr.]. Prired.: Vukale P. čerković. Podgorica, Moskva 1996; dazu auch die interdisziplinär angelegte Monographie von Vukašin Pešić: Patrijarhalni moral Crnogoraca. Podgorica 1996.

80 Gesemann, S. 34.

81 In den mündlich tradierten montenegrinischen Volkserzählungen (Kurzgeschichten) taucht der Begriff „Montenegriner‟ ausschließlich zur Kennzeichnung der regionalen Herkunft in selbstverständlicher stolzer Verbundenheit mit der Heimat auf, vgl. ibid., S. 119, 120.

82 Miedlig, S. 57.

83 Vgl. šćepanović, S. 162–164.

84 Die enge ethnisch begründete Verbundenheit Montenegros mit dem Fürstentum Serbien und den Serben hat Danilo zu diversen Gelegenheiten betont, vgl. entsprechende Zitate Danilos bei Đonović, S. 104. In die politische Zielvorstellung einer serbisch-montenegrinischen staatlichen Union passen die Verhandlungen des neuen Fürsten Nikola mit dem seit 1860 regierenden Fürsten Mihajlo Obrenović von Serbien um die Gründung eines Balkanbundes. 1866 stimmte Montenegro diesem serbischen Vorhaben zu. Mit der Ermordung Fürst Mihajlos 1868 starb bekanntlich dieses ehrgeizige Projekt. Vgl. zur diesbezüglichen Vertragsdiplomatie zwischen Serbien und Montenegro in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts Andrija Radenić: „Serbische Allianz- und Föderationspläne. Ilija Garašanin und Mihajlo Obrenović‟. In: Friedenssicherung in Südosteuropa. Föderationsprojekte und Allianzen seit dem Beginn der nationalen Eigenstaatlichkeit. Hrsg. von Mathias Bernath und Karl Nehring. München 1985, bes. S. 93ff.

85 Bereits nach der berühmten, von den Montenegrinern gewonnenen Schlacht bei Grahovo gegen die Osmanen 1858, als eine internationale Kommission die Grenzen eines deutlich vergrößerten Montenegros festlegte, zeigte sich eine nunmehr nationale Option und drängte die auf einem vergleichsweise geringeren politisch-gesellschaftlichen Organisationsgrad beruhende ethnisch unterlegte Idee der serbisch-montenegrinischen Volkseinheit zurück. Der oben zitierte montenegrinische Historiker D. Vujović spricht so von der „Verwirklichung eines sehr breiten nationalen Gedankens‟, vgl. Zitat bei Đonović, S. 102. Näheres zur Arbeit der internationalen Botschafterkommission bei der Pforte, die die Grenzen der künftigen Autonomie Montenegros festlegte, vgl. bei Radoman Jovanović: „Izvršenje razgraničenja Crne Gore i Turske 1859–1860. godine‟. In: Istorijski zapisi XXXIII (LIII), 1980/4, S. 31–53.

86 Dieses „Kind‟ der Moderne fehlte noch zur Regierungszeit Petars II. Petrović völlig. Zu den engen und problemlosen serbisch-montenegrinischen Beziehungen zwischen 1830 und 1851 vgl. Ljubomir Durković-Jakšić: Srbijansko-crnogorska saradnja. <1830-1851>. Beograd 1957 (= SANU. Posebna izdanja; 272. Istorijski Institut; 6).

87 Zum Doppelcharakter der Politik Nikolas zwischen montenegrinisch-serbischer Allianz und der Durchsetzung montenegrinisch-nationaler bzw. dynastischer Interessen ohne Rücksicht auf Serbien s. Rastoder, S. 123. Zum Konzept der montenegrinischen Nationalpolitik dieses Fürsten in enger gedanklicher Verbindung mit dem mittelalterlichen serbischen Zartum vgl. bes. živko M. Andrijašević: „Osnovni pravci nacionalne ideologije Nikole I Petrovića Njegoša (1860–1878)‟. In: Istorijski zapisi (1997), 1, S. 55–65. Zu den schwierigen, jedoch nie wirklich krisenhaften serbisch-montenegrinischen Beziehungen unter der Regierung Nikolas s.a. die Dokumente des wichtigen Quellenbands Odnosi Srbije i Crne Gore u XIX veku: 1804–1903. Priredio Petar Popović. Beograd 1987 (= SANU. Zbornik za Istoriju, Jezik i Književnost Srpskog Naroda. I. Odeljenje – knj. XXXV), etwa ab S. 501; sehr illustrativ auch Novak Ražnjatović: „Crnogorsko-srpski odnosi i pitanje prestolonasleđa u Srbiji 1900–1903. godine‟. In: Istorijski zapisi XXX (L), knjiga XXXIV, 1977/3-4, S. 655–705. Vgl. im Übrigen Miedlig, S. 57, 58.

88 Miedlig, S. 57, auf der Grundlage des wichtigen Buches von Pavle S. Radusinović: Stanovništvo i naselja zetske ravnice od najstarije do novijeg doba. Knjiga druga. Nikšić 1991, S. 269. Zur Abwanderung der muslimischen Bevölkerung und zur Neubesiedlung durch landhungrige orthodoxe Montenegriner vgl. ausführlich: D. D. Pejović: „Naseljavanje Zete i neposrednije okoline Podgorice i način regulisanja odnosa na zemlji iseljenika-muhadžira (poslije 1878. godine)‟. In: Istorijski zapisi XXVI. Knjiga XXX, 1973/1-2, S. 73–130.

89 Vgl. Miedlig, S. 58.

90 Kaser, Demographie in der Krise, S. 55, 56.

91 Vgl. Miomir Dašić: „O nekim opštim pogledima na Crnu Goru epohe kralja Nikole‟. In: Ogledi iz istorije Crne Gore. Podgorica 2000, S. 310.

92 Belege bei Dimo Vujović: Ujedinjenje Srbije i Crne Gore. Titograd 1962, S. 69.

93 Vgl. Ivo Banac: The National Question in Yugoslavia: Origins, History, Politics, Ithaca. London 1988, S. 281, 282; zu Letzterem ibid. S. 280; ferner Miedlig, S. 58.

94 Zum Folgenden Miedlig, S. 59.

95 šerbo Rastoder bezeichnet die „Große Nationalversammlung‟ mit dieser Begründung zu Recht als „illegitim und illegal‟, vgl. Rastoder, S. 129, 130.

96 Zur Krisensituation in der Zeit der Besetzung durch fremde Truppen, unter denen die serbischen eine besonders problematische Rolle spielten, sowie zur von Serbien gezielt lancierten Abhaltung der „Großen Nationalversammlung‟ und den anschließenden Auseinandersetzungen s. Rastoder, S. 129–131. Vgl. auch Dimo Vujović: „Cetinje u danima ujedinjenja krajem 1918. i početkom 1919. godine‟. In: Ders.: Prilozi izučavanju crnogorskog nacionalnog pitanja, S. 61–91.

97 Dazu Dimo Vujović: „O nekim nepravilnim pristupima crnogorskom nacionalnom pitanju‟. In: Ders.: Prilozi izučavanju crnogorskog nacionalnog pitanja, S. 161.

98 Vgl. Hans-Michael Miedlig: „Die politische Tätigkeit Jovan Skerlićs 1893–1914‟. In: Südost-Forschungen 55 (1996), S. 268.

99 Zur diesbezüglichen Entwicklung seit dem Ende der 80er Jahre bis heute vgl. Miedlig, Einheit, S. 59–61, u.a. auf der Basis der Wahlergebnisse der letzten Jahre in Montenegro sowie auch unter Heranziehung von Meinungsumfragen unabhängiger Institute sowie Volkszählungen. S. auch ergänzend Michael Schmidt-Neke: „Die windstille Ecke: Die Albaner in Montenegro‟. In: Südosteuropa 51(2002), H. 7–9, S. 371–376.

100 Vgl. dazu Pavlović, S. 94–96. Als eine der exemplarischen Publikationen dieser nationalistischen Richtung sei genannt: Dragutin Kovijanić: Crnogorsko srpstvo zbiljskih Srba. Beograd 1999.

101 Vgl. Ethnizität im Wandel. Hg: Peter Waldmann, Georg Elwert. Saarbrücken, Fort Lauderdale 1989 (= Spektrum. Berliner Reihe zu Gesellschaft, Wirtschaft und Politik in den Entwicklungsländern; 21), S. 33; s.a. Pavlović, S. 83. Vgl. ferner die Beiträge des Sammelbandes Umstrittene I dentitäten. Ethnizität und Nationalität in Südosteuropa. Hg. Ulf Brunnbauer. Frankfurt a.M. u.a. 2001.

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